Matcha Mornings 🍡

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Podcast Transskript ylab: Psychedelic Breath

Perfekter Morgen

J: Langer Kampf, eine gute Morgenroutine zu finden. Hab mich da reinstressen lassen und alle möglichen Dinge in den letzten Jahren ausprobiert. Bin bei was superintuitivem gelandet: ein Hafermilchcappuccino und ein paar Seiten in meinem Tagebuch, gefolgt von einer kalten Dusche.

C: Ambivalente Beziehung zur Morgenpraxis. Ich kippe schnell in Routinen und mag meine Tage strukturiert, habe wenig Probleme mit Disziplin – Konsequenz. Dann wird es oft zum eingefahrenen Muster – das versuche ich immer wieder zu brechen. Zurzeit genieße ich es, jeden Tag anders zu starten. Immer gleiche Elemente: 20 Minuten intuitive Bewegung, meistens auch eine Meditation.

I: Entstehungsgeschichte

B: Uns hat die Synchronizität des Lebens zusammengeführt. Wir haben uns vor einigen Jahren in unseren Marketingpositionen bei einem sehr großen Kosmetikhersteller kennengelernt und haben dort uns kennen lieben gelernt, obwohl wir aus verschiedenen Bundesländern kommen, sehr unterschiedliche Backgrounds haben, und haben von Anfang an gewusst, dass es mehr als nur Kolleginnenschaft wird. Dann haben wir über die Synchronicity immer ähnliche Steps gemacht. Ich habe mich entschlossen vom Unternehmen wegzugehen, trotzdem sind wir in Kontakt geblieben, dann hat sich später die Möglichkeit ergeben, dass wir beide in unseren Kündigungsprozessen waren und gleichzeitig eine Yogalehrerinnenausbildung angefangen haben – da übergebe ich jetzt an Carina.

Damals haben wir im Yoga viel Halt gefunden, in dieser Situation in der wir beide ins Blaue gekündigt haben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir sehr genau, was wir nicht mehr wollen – aber weniger genau, was wir wollen. Im Yoga haben wir beide wieder in die eigene Kraft gefunden. Wir haben beide die Yogaausbildung nicht mit der Intention gemacht, selbst zu unterrichten – das ist bei vielen so, dass sie nur die eigene Praxis vertiefen wollen. Aber am Ende ist es oft so, dass man so beeindruckende Erfahrungen macht, dass man ein tiefes Bedürfnis hat das auch anderen zu vermitteln. So während dem Yoga Teacher Training die Idee gekommen, etwas auf die Beine zu stellen.

Raum ist unser gemeinsames Thema – Raum für uns, Raum für andere zu kreieren. Deswegen war es dann relativ klar, dass wir gerne in unserem eigenen Raum unterrichten möchten, wo wir auch unsere Seele einbringen können. Wir sind in die Immobiliensuche eingetaucht – das hat sich über mehrere Monate gezogen, aber wir wollten erst starten, als wir wirklich die richtige Immobilie gefunden hatten.

Begonnen hat alles mit der Vision – das ist auch das, was einen am Beginn antreibt, diese ersten noch nicht ganz klaren Steps zu nehmen. Klar wissen: wo möchte ich hin? Dann das administrative-organisatorische Set-up: ein Unternehmen gründen, ein Netzwerk an PartnerInnen schaffen und pflegen, das finanzielle klären, hier im Raum steckt einiges an Investment, nicht nur an Zeit, auch Kapital. Dafür war ein Businessplan nötig. Das hat uns geholfen abzustecken, was Ylab werden soll und wie wir dahinkommen wollen. Da konnten wir zum Glück unseren wirtschaftlichen Hintergrund nutzen, unsere Vorerfahrung vom Job. Wir sind mit einer sehr klaren Vorstellung zur Bank gegangen, einem sehr ausgeklügelten Businessplan, mit Finanzplanung über die nächsten Jahre, wir haben viel Zeit in diese Vorarbeit gesteckt und versucht, die Schere zwischen intuitivem Business, unsere Seele reinbringen und eine gewisse rationale Greifbarkeit, also die Bankberaterin von unserem Projekt überzeugen, zu schließen. Es ist viel Liebe reingeflossen. Was den Raum betrifft: es lohnt sich, diese Vision zu machen. Wir haben ohne diesen Raum zu kennen in unserem Plan gehabt: Loft, grauer Boden, schwarze Fenster. Wir haben gesagt: in Wien werden wir das zentral nicht finden, es wird nicht möglich sein. Wir haben es manifestiert. Als wir hier drinnengestanden sind, haben wir das Budget rasch nach oben geschraubt – wir haben gesagt: das ist er einfach, das ist das Cover von unserem Businessplan, ohne dass wir je gewusst haben, dass es den in Wien überhaupt gibt. Hier zu sitzen erfüllt mich immer noch mit Stolz und Ehrfurcht.

I: So schnell selbst gründen ist für viele ein Wunsch, wenige trauen sich – warum habt ihr euch getraut?

B: Wir haben uns gegenseitig. Wenn die eine zweifelt, kommt die andere mit Euphorie – das hat geholfen, vor allem auch weil wir sehr gegensätzlich sind. Das unterstützt uns jeden Tag, genau in dieser Anfangsphase war es eine große Erleichterung uns gegenseitig an der Seite zu wissen. Ein bisschen Mut gehört auch dazu.

Wir sind auf verschiedensten Ebenen gegensätzlich: das zeigt sich in kleineren genauso wie in größeren Dingen. Das schöne an uns beiden ist: wir ergänzen uns mit unseren Fähigkeiten und Interessen. Unsere Eröffnungsrede, Herbst 2019: Julia hat spontan aus dem Stehgreif gesprochen, meine Rede war schon zwei Wochen davor ausformuliert, sehr gegensätzliche Zugänge. Es braucht beides: das eine kann ohne dem anderen nicht. Gemeinsam sind wir eine Einheit. Carina liebt das geschriebene Wort, schreibt alle Texte, Julia macht die grafischen Elemente. Wir sind mit einer gemeinsamen Vision gesegnet und trotzdem bauen wir unsere unterschiedlichen Fähigkeiten ein, das hält es für immer spannend.

I: 3 Tipps für Leute, die auch gerne ein Yogastudio eröffnen möchten?

B: Erstens: Anfangen. Es scheint banal, aber darauf kommt es an – hier unterscheiden sich die Visionen, die realisiert werden von denen, die solche bleiben. Dass man irgendwann beginnt, kleine Steps zu nehmen, sich sukzessive mehr Energie und Zeit freischaufelt für dieses Traumprojekt. Das muss nicht in einem radikalen Schritt passieren. Man muss nicht den 40-Stunden-Job kündigen, arbeitslos dastehen und dann von der vielen Zeit überfordert sein. Das können kleine Veränderungen sein, zB. Jeden Mittwochabend nehme ich mir zwei Stunden dazu. Dann kommt das eine mit dem nächsten. Den ersten Schritt wagen, sagen: ich traue mich, mich in diese Thematik zu vertiefen ist essentiell. Rilke: man muss in die Fragen hineinleben, um sie zu lösen.

Zweitens: wir sind in einem sehr spirituellen Business unterwegs, die eigene Praxis am Laufen halten, auch im Business dieses einerseits visionäre, aber verbunden sein, mit oben und unten, auf die Erde hinunterholen hilft total. Wenn man die eigene Praxis pflegt, kommt man immer wieder auf den Punkt, wo man die Visionen sieht, wo man hinwill – dann bekommt man auch die Disziplin dafür, sie ins Leben zu holen und umzusetzen. Was uns am Anfang sehr geholfen hat: einfach darüber reden. Sobald wir erzählt haben, dass wir das machen, fließen die Dinge. Solang es nur schwebt, ist es was anderes – aber wenn man beginnt, die Sprache dafür zu entwickeln und mit beiden Beinen im Leben sagt: das wird passieren, es Freunden, Familie und allen Menschen um sich herum mitteilt, wird es irgendwann Realität. Wenn du beginnst, darüber zu sprechen und es wagst, dem eine Stimme zu geben, kommt es automatisch ins Rollen.

I: Gedanken schaffen Realität – Sprache schafft Realität
Wie nimmst du dir die Zeit für die eigene Praxis?

B: Indem ich Mensch bleiben darf. Das ist die größte Herausforderung. Es gibt Zeiten, in denen ich frustriert bin, wo ich mir denke: du unterrichtest Dinge, die du selbst nicht im Leben hast. Dann gibt es wieder Zeiten, in denen ich total inspiriert bin – ich widme mich nur mir, meiner eigenen Praxis, wie auch immer die aussehen mag. Was mir oft hilft: Ausbildungen, Kurse machen, lesen, die Themen, die einen beschäftigen auf unterschiedliche Arten ins Leben holen. Bei mir eine Herausforderung momentan ist, alles in die Tiefe sinken zu lassen. Es fängt alles im Kopf an und mehr aber nicht. Es fließt dann tiefer, stelle ich mir immer vor. Es darf tiefer fließen, in die Sprache. Dann darf es noch tiefer fließen, runter ins Becken, damit es verkörperte Praxis wird. Das ist im Moment mein Thema: es ins Leben holen, das Leben zur spirituellen Praxis machen.

Das ist das wunderbare am Arbeiten mit dem Körper: wir haben ein Tool, das manifest ist, mit dem wir arbeiten können, um uns auf anderen Ebenen aus Mustern herauszubewegen. Damit arbeiten wir auch um Yoga und der Atempraxis: aus den Gewohnheiten, aus den eingefahrenen Routinen heraustreten, indem wir es mit dem Atem tun, folgt der Geist automatisch auch in eine neue Gedankenwelt.

I: Besondere Herausforderung bei der Gründung? Abgesehen von Corona?

B: Was wir im letzten Jahr oft erlebt haben: man steht sich selbst im Weg. Man limitiert sich oft selbst. Da wir mit relativ wenig Erfahrung, als No Names in der Yogacommunity dazu entschlossen haben, ein Studio zu eröffnen, kommen natürlich Herausforderungen, oder man wird nicht so wahrgenommen, wie man es sich wünscht, die Klassen sind nicht so voll, wie man denkt. Da die Stärke bewahren, sagen: wir haben die Entscheidung getroffen, aus jeder Situation holen wir das raus, was wir können und wollen. Das wird für immer eine Herausforderung bleiben. Hier ist der Vorteil, dass wir uns gegenseitig haben. Wir können uns immer mehr in die eigene Kraft fallen lassen, wissen, dass das, was wir hier machen einen Wert hat und diesen Wert nach außen auch tragen dürfen, manchmal erlaubt man sich das nicht, darüber zu sprechen und den Stolz ins Leben zu holen. Man dümpelt manchmal im Negativen Teich herum. Dann müssen wir uns gegenseitig daran erinnert: hey, aber wir haben im letzten Jahr, während einer Pandemie es geschafft, eine großartige Community aufzubauen. Es gibt viele schöne Dinge, auf die man sich zwischendurch besinnen darf.

I: Y-Lab = Laboratories – einfach sein können, sich ausprobieren dürfen – ihr wollt mit eurem Raum dieses Gefühl stärken, um sich vielleicht neu kennenlernen zu dürfen. Wie sieht euer persönlicher Versuchsraum aus? Was ist essentiell, um einen Versuchsraum für andere zu schaffen?

B: Den persönlichen Versuchsraum haben wir einerseits in der spirituellen Welt gefunden: wir sind sehr interessiert und neugierig, neue Dinge auszuprobieren, angefangen bei der Schamanischen Frauensauna bishin zu Erkundung neuer Atemtechniken. Die andere Sphäre sind ganz bestimmte unternehmerische. Innerhalb von Ylab haben wir die Möglichkeit, viel umzusetzen, was wir in der Welt stärken möchten und diese Freiheit nutzen wir, überlegen uns immer wieder neue Angebote, die Inhaltlich und wirtschaftlich eine Form von Experiment sind, aber das ist genau das spannende daran. Auf persönlicher Ebene ist auch die Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen uns beiden ein schöner Versuchsraum, in dem man sich neu erfinden und ausprobieren kann.

I: Herausforderungen in der Freundschaft?

B: Es ist eine Challenge – man versucht, für beides Raum zu schaffen. Oft verschwimmen die Grenzen – der β€žprivateβ€œ Kaffee mit der Freundin ist schwierig. Man muss sich ganz bewusst die Zeit nehmen, in der die Freundschaft wachsen kann, und bewusst die Zeit nehmen, in der das Unternehmen wachsen darf. Wir machen uns in der Woche einen Vormittag fix, der nur Ylab gehört, wo wir uns freischauen, damit wir alle unternehmensspezifischen Themen reinbekommen. Indem wir uns so gut kennen, passiert es oft, dass wir uns gegenseitig schützen wollen, Dinge voneinander fernhalten wollen und uns so auch limitieren. Möglichkeiten nicht ergreifen, weil wir denken: ah, vielleicht passt das aktuell nicht in das Leben der jeweils anderen rein, ist das too much, da wir sehr unterschiedlich sind, haben wir uns dieses Jahr hergenommen um uns klarer auszutauschen: wo wollen wir hin? In dem Projekt sollten unsere beiden Leben Platz haben. Wir haben auch ganz unterschiedliche Visionen für unsere beruflichen Ziele. Ylab ist ein Teil davon, aber zusätzlich haben wir noch andere Dinge, die wir auch cool finden und tun. Es soll die Möglichkeit geben, unsere Leben zu vereinen, für alle Projekte Raum zu schaffen. Es ist challenging, aber es ist großartig – dass wir selbst kreieren, selbst schauen können, Ylab darf mit uns mitwachsen, wir dürfen mit Ylab mitwachsen.

I: Einfach SEIN dürfen – das bedeutet oft, Emotionen und Gefühle zu erleben, die man sonst weniger zulässt, oder noch nicht kennt. Das kann sehr herausfordernd sein. Wie geht ihr damit um?

B: Yoga ist eine wichtige Praxis für mich: das führt einen über viele Themen ins Bewusstsein, die nicht immer bequem sind, die man sich vielleicht lieber nicht näher anschauen würde. Mit dem Yoga sind bei mir ein paar Muster an die Oberfläche gekommen, bei denen ich mir dachte: ok, die möchte ich mir auch in der Tiefe anschauen, auch professionell begleitet. Da finde ich meinen Raum mit meiner Therapeutin, wo ich Dinge gut aufarbeiten kann. In einer regelmäßigen Yogapraxis zeigt sich das. Man sieht häufig den körperlichen Aspekt. Aber wenn man lernt, den Körper als Speicher von unseren Gedanken und Gefühlen zu verstehen, macht es Sinn, dass eine körperliche Praxis die Gedanken und Gefühle führt. Das hinterfragen, aufarbeiten, lernen damit umzugehen ist noch eine andere Gelegenheit. Yoga ist mehr als nur Asana, die körperliche Praxis.

I: Was bedeutet für euch Yoga im Alltag?

B: Yoga ist das Leben. Wenn man Yoga als Lebensphilosophie sieht, findet es irgendwann in allen Lebensbereichen platz. Indem man die Eigenverantwortung annimmt und sich bewusstmacht, dass die Themen auch im Leben gelöst werden sollten, nicht nur auf der Yogamatte. Es ist schön, wenn man einen Energy-release hat, weil man gerade eine coole Praxis hinter sich hat. Aber die Herausforderung: wie bringt man das Gefühl, das man von der Yogamatte mitnimmt, diesen Fokus, wie schafft man es, das in einer Beziehung oder im Beruf zu leben? Eine große Challenge, aber zumindest hat man die Tools. Der Ansatz: Mensch sein zu dürfen, auch danebengreifen zu dürfen, aber immer mehr zu merken, dass man gerade danebengegriffen hat. Für mich sind es zwei Elemente: Reflexion, reflektieren: warum bin ich so drauf? Bei mir steht Atemtransformation auf der Agenda, wo ich alltägliche Themen durcharbeite, Trigger hinterfrage, dann versuche ich in mich, in diese Eigenverantwortung hineinzugehen als etwas auf die andere Person zu schieben. Durchzuatmen, zu schauen, ob man einen Ursprung finden und dort arbeitet, nicht nur in der Symptombekämpfung. Man ist viel achtsamer, reflektierter, bewusster.

Es kommt immer wieder zum Begriff des Bewusstseins zurück. Bewusstsein über die kleinen Dinge und das Beobachten von Atem, wie wir die meisten Yogaklassen starten, geht dann über zum Bewusstsein der Emotionalen Konstitution, Reaktionsmuster.

I: Ihr habt vor kurzem die psychodelic breath Ausbildung gemacht bei der EVA KATZOR ?? Was ist das?

B: Es ist tatsächlich eine außergewöhnliche Bewusstseinserfahrung, herbeigeführt durch eine dynamische Atemtechnik aus dem traditionellen Yoga. In dieser Praxis wird sie mit Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft kombiniert. Das ganze Erlebnis ist ein multisensorisches, wird von elektronischer Musik und verschiedenen anderen Praktiken begleitet, zum Beispiel das Räuchern von Palo Santo. Wenn nicht gerade Pandemie ist, arbeiten wir mit ätherischen Ölen, es spricht tatsächlich alle Sinne an. Man tritt stark aus alltäglichen Atemmustern aus, geht in einen sehr intensiven körperlichen Zustand, was auch geistig eine ganz andere Welt öffnet und das Potenzial hat, einen mit der eigenen Intuition wieder zu verbinden. Auch mit Themen, die einem selbst wichtig sind, aber die im Alltagsgeschehen oft in den Hintergrund rücken. Mich bringt es zu den großen Themen, Punkten und Visionen zurück, die ich gerne vorantreiben möchte, die im operativen Geschehen Tag für Tag nicht den Raum und die Zeit finden, wie man es sich wünschen würde. Da ist oft dieses Neuausrichten auf die eigentlichen Prioritäten ein großer Punkt.

I: Elektronische Musik: wie lauft das ab? Hardcore Elektro wie am Festival?

B: Die Musik ist eine zusätzliche Ebene, die uns relativ flott aus dem Alltagsdenken herausbefördert. Dadurch, dass es eine sehr dynamische Atempraxis ist, macht es Sinn, das auf einem Beat aufzuhängen. Es ist recht schnell. Indem wir da von der Musik Unterstützung bekommen, können wir uns noch besser auf den Körper einlassen, können wir uns noch tiefer in uns selbst. Es werden die Ohren, die Nase angesprochen, durch diese spezielle Atemtechnik entsteht ein Kribbeln im Körper. Es gibt den dynamischen Teil und dann gibt es den breath retention Teil, wo wir den Atem am obersten und untersten Punkt anhalten, wo wir auch wieder Raum schaffen. Die Musik unterstützt uns dabei, diesen Raum zu erforschen und zu erfahren. Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man elektronische Musik mag. Sehr kraftvoll. Man verliert das Gefühl für Raum und Zeit. Ich habe mich in kürzester Zeit abgeholt gefühlt. Ich war in einer anderen Sphäre, sehr spannend.

I: erste Erfahrung psychodelic breath

B: Ich bin mit sehr viel Neugier herangegangen und bin große Freundin von elektronischer Musik. Für mich war es ein Rave-Gefühl, habe es sehr genossen und war sehr interessiert daran, was im Körper passiert, und habe ähnliche Erfahrungen gemacht, dass der gedankliche Rahmen von Raum und Zeit wegfällt und dieses analysieren was im Körper los ist, auf dieser Welle, auf der man sich befindet, in einer ganz anderen Welt. Ich hatte auch ganz stark dieses Kribbeln, diese Vibration in meinem Körper, diese Schwingungen, man wird gefühlt auch feinfühliger, empfänglicher für die Energie im Raum. Es war eine sehr besondere Erfahrung für mich, das in der Gruppe zu machen, die Präsenz der anderen zu spüren. Es hat verschiedene, sehr interessante Dimensionen.

Hemmungen, Respekt: ja, das kommt vor. Das Gute ist, dass dadurch, dass wir mit dem Atem arbeiten, wenn wir aufhören in dieser Atemtechnik zu atmen können wir schnell wieder zum Normalzustand zurückkehren. Was bei anderen psychodelischen Zuständen anders wäre.

Bei mir war das mit viel Angst behaftet, beim ersten Mal. Als Baby habe ich einen Atemstillstand gehabt, hab dann in der Jugend auch mit Panikattacken zu tun gehabt. Bei mir schlägt sich alles, was Angst macht, sofort auf den Atem. Ich habe viele Allergien, wenn irgendwas kommt, ist der Atem das erste, wo ich merke: da tut sich was. Das war am Anfang mit sehr, sehr viel Respekt behaftet, die erste Session habe ich mich noch nicht so auf die Praxis einlassen können. Man bekommt einen Glimpse: wo kann ich hinkommen, wenn ich auf diese Weise atme? Das hat mich dann doch neugierig gemacht, da war dann irgendwann das Gefühl, das machen zu wollen, stärker als die Angst. Damit habe ich genau das Lösen können: nicht mehr Angst vor der eigenen Power zu haben, die entsteht, wenn wir psychodelic breath praktizieren. Auch die Verbundenheit, das Wissen: hier sind Leute um mich herum, die machen das auch, und das Wissen: ich kann raus, wenn ich raus möchte.

I: Multisensorischer Part. Julia, du bist so expressiv, gehst voll mit der Musik mit

B: Zusätzlich kommt das Geräusch vom Atem der Gruppe mit. Irgendwann wird man wirklich getragen, von diesem Gefühl, von diesem Geräusch. Unglaublich. Wo wir letztes Jahr in Berlin die Ausbildung gemacht haben, waren wir davor in einem Open-Air-Psychodelic-Breath Event mit Life DJ – wir sind da unter offenem Himmel in einem Innenhof in Berlin gewesen. Das war wirklich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, es ist ein schnelles rausheben, und ich praktiziere schon einige Jahre Yoga und meditiere lange. Sich auflösen im Moment. Das ist genau, was wir in allen spirituellen Praktiken wollen: komplett da sein, ohne darüber nachzudenken: was muss ich später noch machen. Komplett wegsein, sich der Essenz zu widmen, den großen Fragen des Lebens.

Einfach das Atmen, das vergessen wir alle viel zu oft. Ich finde den neurologischen Hintergrund extrem spannend: mit dem Atem können wir die Frequenz unserer Gehirnwellen verändern. Unsere Beta-Frequenz, die mit Alltagsdenken assoziiert ist, mit konzeptionellem Denken, mit dem Planen, mit dem Analysieren, mit dem Kritischen hin zu einem Alphazustand, der hochkreativ aber auch tief entspannt ist. Dass wir das verändern können, mit 20 Minuten Atemtechnik, ist für mich eines der faszinierendsten Dinge.

I: Was unterscheidet Psychodelic Breath von anderen Pranayama-Techniken?

B: Es ist grundsätzlich eine Fusion aus unterschiedlichen Techniken. Geschwindigkeitsthema, zwei Elemente: das dynamische + das halten, die in Kombination machen einen großen Effekt. Das schöne ist die Erfahrung rundherum, es ist wirklich ein Ritual wenn man so möchte. Wir ziehen uns anders an als wenn wir Yoga unterrichten. Es ist ein Gesamtexperience. Meistens sind wir mit Vor- und Nachbesprechung bei 90 Minuten. Über die Musik bauen wir diese Dramaturgie auf, in den Zyklen, die man macht. Wir machen mehrere Zyklen, denen wir Themen widmen. Es ist nicht eine Atemtechnik – es geht um die Zusatzelemente, die sich unterscheiden. Musik, Duft, das Gesamte ist, was es ausmacht.

I: Gibt es den richtigen / falschen Atem?

B: Nein. Der Atem ist immer eine Reflexion dessen, wie es uns gerade geht. Insofern gibt es kein richtig oder falsch – er versucht uns in der Situation zu unterstützen, in der wir uns gerade befinden. Wenn es eine schwierige Situation ist, tendieren wir dazu, den Atem bisschen abzuflachen, kürzere Züge zu nehmen. Wenn wir tiefenentspannt sind, atmen wir in den Bauch, der fließt ganz sanft ein und aus. Richtig oder falsch würde ich nicht sagen – es gibt schon Erkenntnisse dazu, dass wenn man über die Nase atmet, man 20% mehr Sauerstoff einatmen kann und die Nase wirklich ein genialer Filter ist. Insofern ist Nasenatmung der Mundatmung vorzuziehen. Ansonsten gibt es kein richtig oder falsch.

I: Was seht ihr als euer inner calling / purpose in life?

B: Das ist das coole am eigenen Raum: wir entscheiden, was Platz bekommt.

J: Mein inner calling: Tiefe leben und diese Tiefe auch für andere zugänglich zu machen. Es ist das Zurückfinden zur eigenen Essenz, die Verbundenheit zu spüren mich sich und anderen, der Welt, dem Universum. Als mein Purpose hat sich erwiesen, mein Weg ist dieses roh und echt sein. Dieses Masken fallen lassen. Die Rollen nicht mehr als eigene Identität zu sehen, sondern den Kern zu offenbaren. Dabei möchte ich mir selbst und anderen Leuten gerne helfen. Mit diesem Thema sind wir nie fertig. Westliches Leben hat viele Aspekte, die sehr meines Erachtens von dieser inneren Verbundenheit, diesem β€žwirklich sein dürfenβ€œ, wie man eben geboren worden ist, das wiederfinden, alles anzunehmen was auf dem Weg passiert, das ist die große Herausforderung. Ich möchte Menschen und mir die eigene Rohheit und Schönheit erkennen helfen.

C: Ich bin auch der Ansicht, dass es nicht nur einen Purpose gibt für ein Leben, sondern dass man mehrere haben kann. Meine Intention: durch Ylab einen Erfahrungsraum für die Leute schaffen, sich selbst mehr zu spüren, näher zu kommen. Ein zweites großes Thema ist Sprache. Sprache schafft realität, das ist mir sehr bewusst. Ich arbeite neben Ylab noch als Texterin, das sehe ich als meinen Auftrag, gewisse Themen in der Sprache besser zu verankern. Das fängt bei kleinen Dingen an, oder bei großen Dingen eigentlich, wie gendern. Da gibt es vieles, wo wir uns noch ausdifferenzieren können und als Gesellschaft unsere Werte noch besser reflektieren können in dem wie wir schreiben und sprechen.

In wichtigen Momenten, wo wir uns als spirituelle Lehrerinnen bezeichnen, sich nicht kleiner machen oder einen Scherz daraus machen. Darum geht es am Ende des Tages: hinter dieser Profession stehen, mit voller Power und Kraft. Da geht uns einiges ab in unserer Gesellschaft, deswegen ist es wichtig, uns gegenseitig zu stärken. Nicht kichern, kleinmachen.

I: Wie hat sich euer Leben durch bewusstes Atmen verändert?

B:

C: Es hat uns geholfen, präsenter zu sein. Das großartige am Atem: er existiert immer nur im Jetzt. Man kann nicht den Atemzug heute nehmen und morgen aufbrauchen. Diese Qualität: der Geist kann in die ferne Zukunft, in die Vergangenheit abdriften und befindet sich meistens auch dort – aber mit dem Atem, mit dem Körper sind wir im gegenwärtigen Moment. Sobald wir uns dessen bewusst werden, auf den Atem konzentrieren, haben wir keine andere Chance als im Moment präsent zu werden, das ist der wichtigste Punkt.

J: Ich habe echt lange die Verbundenheit zu meinem Körper verloren gehabt. Ich war nicht richtig hier. Das Atmen hat mir dabei geholfen, genau das zu praktizieren: Verbundenheit zum eigenen Körper, mit den eigenen Themen, mit der Essenz, wie auch immer wir sie nennen wollen. Das transformiert das Leben gewaltig, auf eine schöne Art und Weise.