Hormonelle Unruhestifter (Endokrine Disruptoren): Welche Chemikalien im Haushalt deine Hormone stören

Hormonelle wirksame Stoffe (endokrine Disruptoren) im Haushalt wie BPA, Parfums und Schwermetalle.

Hormonell wirksame Chemikalien, auch endokrine Disruptoren genannt (endokrine System = Hormonsystem), sind Giftstoffe, die aufgrund einer strukturellen Ähnlichkeit mit körpereigenen Hormonen die Wirkung dieser Hormone imitieren oder auch blockieren. Dabei handelt es sich meist um Stoffe die Textilien atmungsaktiv oder Plastik flexibel machen und dafür sorgen, dass in der Pfanne nichts haften bleibt. Sehr praktisch also und deshalb aus unserer heutigen auf Komfort ausgerichteten Welt kaum noch wegzudenken.

Es sei zu Beginn gesagt, dass die EU weltweit Maßstäbe mit ihren Verordnungen zum Schutz vor endokrinen Disruptoren setzt. So gilt in der EU das Vorsorgeprinzip: Inhaltsstoffe müssen als sicher nachgewiesen werden. Was logisch klingt, ist in den USA nicht der Fall. Dort muss nachgewiesen werden, dass die Inhaltsstoffe schädlich sind, bevor sie nicht mehr verwendet werden. Deshalb sind in der EU über 1300 kosmetische Inhaltsstoffe verboten, während es in den USA nur 11 sind.

Aber so hormonell wirksame Schadstoffe wie BPA & Co verstecken sich leider noch in viel zu vielen Haushaltsgegenständen und landen dann nachweislich in unserem Trinkwasser. (1) Auch wenn die Chemikalien laut mancher Befunde nicht “in Besorgnis erregenden Mengen” in unseren Konsumgütern vorkommen mögen, kann es nicht schaden zu wissen auf was man achten kann. Denn gefühlt mehr und mehr Menschen haben mit Unfruchtbarkeit (ua. schlechte Samenqualität bei Männern (2)), Fehlgeburten, Brust- oder Prostatakrebs oder Hormonstörungen wie PCOS oder Endometriose zu kämpfen.

Bisphenol A (BPA):

Wie sich BPA bei Tieren auswirkt - Quelle: Umweltbundesamt: BISPHENOL A: Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen

Warum ist BPA so schädlich? Es ahmt die Wirkung des Sexualhormon Östrogen nach, (4) was den Körper verständlicherweise verwirrt.
Der Weichmacher ist in Plastik, Konservendosen und Thermopapier wie Rechnungen zu finden. Viele Hersteller weichen auf verwandte Stoffe wie Fluoren-9-Bisphenol (BHPF) aus, die jedoch auch problematisch sein können. (5) Auf BPA-freies Plastik umzusteigen ist also nicht zwingend die Lösung.
Die Europäische Union hat mit Anfang 2020 BPA in Thermopapier sprich auch Rechnungen verboten, was mal ein guter Schritt ist aber nicht heißt das die Ersatzinhaltsstoffe so viel besser sind.

Was tun?

  • Frisches oder gefrorenes Gemüse wählen statt Essen aus Konservendosen 🥫

  • Rechnungen nicht entgegennehmen 🧾

  • von Plastik auf Glas umsteigen


Dioxin: 🦠

Dioxine entstehen unter anderem bei Verbrennungsprozessen. Aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit sind sie schwer abbaubar. Sie reichern sich im Fettgewebe von Mensch und Tier an, weshalb Lebensmittel tierischen Ursprungs höhere Gehalte als pflanzliche Lebensmittel aufweisen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums stammen 70 Prozent der Dioxine aus tierischen Quellen.

Was tun?

  • weitesgehend pflanzlich ernähren 🥬


Phthalate:

Weichmacher für Produkte wie Kabeln, Kinderspielzeug, Kunstleder und Schuhsohlen aber auch um Düfte & Kosmetika auf der Haut länger haltbar zu machen. Sind laut dem Umweltbundesamt reproduktionstoxisch (fortpflanzungsgefährdend) sprich können die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen & das Kind im Mutterleib schädigen.
Für die Nutzung in Kinderspielzeug gibt es mittlerweile ein EU-weites Verbot aber dennoch werden in Tests nach wie vor Weihmacher gefunden. (8) Und wie bei vielen Sachen bleibt die Frage wieso man etwas für Kinder verbietet, als Erwachsener dem Stoff jedoch trotzdem weiter ausgesetzt ist.

Was tun?

  • Produkte mit dem undurchsichtigen Inhaltsstoff “Parfum” oder “Fragrance” vermeiden 🧴

  • auf Kosmetika zurückgreifen, die keine synthetischen Duftstoffe enthalten 💄

  • Tupperware aus Plastik & Frischhaltefolie vermeiden

  • Kein Erhitzen (Mikrowelle) in Kunststoffprodukten

  • Produkte aus Vinyl vermeiden


Flammschutzmittel (PBDE)

Polybromierte Diphenylether (PBDE) werden als Flammschutzmittel in Kunststoffen, Textilien und elektronischen Geräten eingesetzt. PBDEs wurden bereits nachweislich in Muttermilch gefunden. (9)

Was tun?

  • fast unmöglich ganz zu vermeiden

  • Staubsauger oder Luftreiniger mit HEPA-Filter benutzen

  • Wohnungsgegenstände mit Schaumstoff vermeiden 🛋


Schwermetalle (Blei, Cadmium, Quecksilber)

Schwermetalle wie Quecksilber fördern die Östrogendominanz. (12)

Was tun?

  • Alaska-Wildlachs, Makrele, Hering, Seelachs, Forelle und Karpfen wählen anstatt von Thunfisch (aus der Dose ❌) & Heilbutt 🐟

  • Amalgam-Füllungen entfernen lassen 🦷

  • Obwohl Bleileitungen heutzutage nicht mehr eingesetzt werden, kann es nicht schaden sich zu erkundigen was für Leitungen man im Haus hat & das Wasser testen zu lassen. 🚰

  • Blei war früher auch in Wandfarben üblich, weshalb es bei alten bzw. historischen Gebäuden noch ein Thema sein kann.



Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)

PFCs werden in beschichteten Pfannen sowie dem Inneren von Fast Food-Boxen und Popkornbeutel verwendet. Sie werden von Outdoor-Marken wie North Face & Patagonia für wasserfeste Ausrüstung wie Jacken oder Schuhe verwendet. (13)

  • Gusseisen-Pfannen statt beschichteten Pfannen verwenden 🍳

  • selbst kochen statt Lieferservice

  • Outdoor-Marken unterstützen, die auf PFC verzichten (zB.: Vaude) 🥾


Pestizide (Schädlingsbekämpfungsmittel)

Hormone im Essen sind stark auf Pestizide zurück zu führen. Deswegen sieht man auch immer wieder Dirty Dozen (Obst & Gemüse das man mit Schale verzehrt) & Clean 15 (Obst & Gemüse, das man ohne Schale isst) Listen, die Orientierung bieten was man bio kaufen sollte & wo man sparen kann. Die Initiative GLOBAL 2000 hat sich jedoch sehr dafür eingesetzt, das weniger hormonelle Pestizide beim Pflanzenschutz verwendet werden und kann erste Erfolge verzeichnen.

Was tun?

  • Biologische Lebensmittel anbauen, unterstützen & kaufen


Glykole (Alkohol)

Am häufigsten kommen Glykole in Lacken, Farben sowie in Reinigungsmitteln vor. Man darf an den Glykolwein-Skandal in Österreich erinnern.

  • eigene ungiftige Reinigungsmittel herstellen

  • ökologische Wandfarbe nutzen

Arsen

Arsen ist besonders in Reis und anderen Getreide-basierte Produkten zu finden. Die Gesamtbelastung durch Arsen in Europa fällt zu hoch aus hat die Beratungskommission der Gesellschaft für Toxikologie gefunden. (16)

Was tun?

  • Reis & andere Getreidesorten vorm Kochen waschen & in mehr Wasser kochen

Nachgewiesene Auswirkungen bei Kindern

Hormonwirksame Schadstoffe in Konsumgütern haben nachweislich eine Auswirkung auf die Intelligenzentwicklung bei Kindern. (3) Eine andere Studie aus den USA stellte fest, dass das Nabelschnurblut von zehn Babys 287 Industriechemikalien und Schadstoffe enthielt - 80 davon Stoffe, die bei Menschen oder Tieren Krebs verursachen, 217 die für das Zentralnervensystem toxisch sind, und 208 Chemikalien, die Geburtsfehler oder eine abweichende Entwicklung bei Tieren verursachen. (19) Eine Studie von Greenpeace & der niederländischen Universitätsklinik Groningen kam zu ähnlichen Ergebnissen. Eine Analyse des ersten Stuhlgangs von Säuglingen ergab, dass 84% Quecksilber, 27% Blei und 27% DDT (ein Insektizid, das in vielen Ländern seit den 70er Jahren nicht mehr verwendet wird) enthielten. (20) Ein kanadischer Bericht fand 137 Chemikalien im Nabelschnurblut von drei Neugeborenen, darunter: Dioxine, PBDEs, PFCs, Pestizide, Quecksilber, Blei sowie PCBs. (21)

Europa nimmt jedoch wie gesagt (gerade auch im Gegensatz zu den USA) eine Vorreiterrolle bei regulatorischen Maßnahmen zu endokrinen Disruptoren ein. (17) So ist zB.: auch Atrazin seit 2003 in der Europäischen Union verboten. In den USA werden damit weiterhin Maisfelder besprüht weshalb es sich wiederum im Trinkwasser auffinden lässt. Und trotzdem ist selbst die Lobby in Europa nicht zu unterschätzen, denn bei bestimmten Verboten seien “wirtschaftliche Folgen” zu befürchten. (18)

Wie kann man die Belastung des Körpers von hormonell wirksamen Schadstoffen minimieren?

Wie man hormonell wirksame Giftstoffe im Körper minimiert?

  • Tupperware aus Glas statt Plastik⁣

  • Meeresfrüchte mit hohem Quecksilbergehalt bzw. aus Konservendosen⁣ vermeiden

  • zu hormonell unbedenklichen Reinigungs- und Körperpflegeprodukten wechseln (zB.: mit Hilfe von CodeCheck)

  • Produkte mit dem undurchsichtigen Inhaltsstoff “Parfum” oder “Fragrance” vermeiden (Raumsprays, Duftkerzen)

  • Luftreiniger und Staubsauger mit HEPA-Filter

  • Entgiftung des Körpers unterstützen durch eine nährstoffreiche Ernährung

  • Förderung der Lymphdrainage durch Massage & Bewegung

  • Für einen erholsamen Schlaf sorgen, damit das Gehirn seinen Entgiftungsprozess ordentlich vollziehen kann

  • Sauna/regelmäßiges Schwitzen, um Schadstoffe auszuscheiden

  • Nicht zusätzlich stressen wegen Sachen, die man nicht kontrollieren kann. Der damit verbundene Stress ist wahrscheinlich noch schädlicher als die Chemikalien selbst.


Weiterlesen:

  1. AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Hormonähnliche Stoffe im Wasser

  2. Exposure to Multiple Chemicals in Consumer Products During Early Pregnancy Is Related to Lower IQ in Children

  3. Decline in semen concentration and morphology in a sample of 26 609 men close to general population between 1989 and 2005 in France

  4. Umweltbundesamt: BISPHENOL A: Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen

  5. Fluorene-9-bisphenol is anti-oestrogenic and may cause adverse pregnancy outcomes in mice

  6. In Europa gibt es eine Verordnung zu Höchstgehalte für Dioxine in Lebensmitteln, aber man darf kurz an den “Dioxin-Skandal” von 2011 erinnern.

  7. Umweltbundesamt: PHTHALATE: Die nützlichen Weichmacher mit den unerwünschten Eigenschaften

  8. Weichmacher in Spielzeug und Körperkontaktmaterialien – Bilanz 2018

  9. Rückstände von Flammschutzmitteln in Frauenmilch aus Deutschland unter besonderer Berücksichtigung von polybromierten Diphenylethern (PBDE)

  10. European Food Safety Authority: Bromierte Flammschutzmittel

  11. Umweltbundesamt: Blei im Trinkwasser

  12. Endometriose und Schwermetalle

  13. Greenpeace: Detox Outdoor

  14. Hormone im Essen: Endokrin wirksame Pestizide in den Nahrungsmitteln der Europäischen Union

  15. OTS: Geschafft: 50% weniger hormonelle Pestizide - Statusbericht chemischer Pflanzenschutz 2018 von GLOBAL 2000 und REWE zeigt Erfolg

  16. High exposure to inorganic arsenic by food: the need for risk reduction.

  17. World Health Organization: State of the science of endocrine disrupting chemicals - 2012

  18. Spiegel: Wie die Industrie in Brüssel ihren Willen bekommt

  19. EWG. (2005). Body Burden: The Pollution in Newborns.

  20. Ostrea, E.M. et al. (2002). Prevalence of fetal exposure to environmental toxins as determined by meconium analysis. Neurotoxicology, 23(3), 329=339.⁣

  21. Environmental Defence: Pre-Polluted: A report on toxic substances in the umbilical cord blood of Canadian newborns

  22. Greenpeace: Gefährliche Chemikalien im Nabelschnurblut

Disclaimer: Die Aussagen auf dieser Seite dienen nur zu Informationszwecken und sind keine wissenschaftliche Abhandlung. Sie geben die Meinung und Erfahrung der Autorin wieder und fordern zur eigenen Nachforschung auf. Die Aussagen auf dieser Seite ersetzen nicht die Behandlung bei einem Arzt oder Heilpraktiker. Keiner der Inhalte dieser Seite sollte daher als Erfolgs- oder Heilversprechen verstanden werden.

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